Von Menschen und Milanen – der Name
Der Name Rotmilan bezeichnet die auffallend rostrote Färbung von Schwanzfedern und Unterseite, die bei dem nahe verwandten Schwarzmilan dunkelbraun sind. Im Volksmund wird der Rotmilan aufgrund des tief gegabelten Schwanzes auch heute oft noch „Gabelweihe“ genannt. Strenggenommen ist diese Bezeichnung jedoch nicht richtig, da der Vogel mit den Weihen, einer weiteren Greifvogelgruppe, nicht verwandt ist und bis auf den eleganten Segelflug auch nichts gemein hat.
[Not a valid template]Eine Vielzahl historischer Namen sind belegt: Königsmilan, königlicher Geier, Gabelgeier, Gabelschwanz, Schwalbenschwanz, Schweimer oder Hühnerweihe. Dabei fällt auf, dass neben dem segelnden Flugstil offenbar vor allem der unverwechselbar geformte Schwanz zur Namensgebung anregte. Die insgesamt elegante, große Erscheinung weckte zudem offensichtlich auch Assoziationen zum Adel. Dem altdeutschen „Königsmilan“ entspricht die noch heute gebräuchliche Bezeichnung „Milan royal“ im Französischen und der spanische Name „Milano Real“.
Fluchtdistanz früher und heute
Die mittelalterlichen Zeiten, in denen der Rotmilan z. B. in London ein bekannter Vogel war, der Schulkindern im Vorbeiflug Brote und Geflügelkeulen aus den Händen riss, sind längst vorüber. Heute hält der Rotmilan infolge jahrhundertelanger Verfolgung gegenüber dem Menschen eine Fluchtdistanz von 100 bis 300 m ein. Nur während der Nahrungssuche auch über kleinen und mittelgroßen Ortschaften ist der Milan oft aus größerer Nähe zu sehen.
Sagen und Mythen
Es überrascht kaum, dass sich um einen derart auffälligen Vogel wie den Rotmilan eine Vielzahl von Sagen rankt. Besonders schön (weil der Milan so indirekt geschützt wurde) ist der auf Sardinien lange Zeit heimische Aberglaube, dass dem, der einen Rotmilan tötet, „die Flinte für immer unbrauchbar werde und demselben in dem Jahre sein Weib stirbt“.
Andererseits sollten Fleisch, Leber und Galle sowie Schmalz und Kot des Rotmilans „in der Arzneykunde Wunder“ wirken. Auch war die Gabelweihe als Wetterprophet gefragt: Flog er hoch, bedeutete dies heiteres, trockenes Wetter, flog er niedrig „und schreyet“, so sollte Regen folgen. Zeitweise hielt man den Rotmilan sogar für das Weibchen des Wanderfalken, was aber schon um 1790 aufgeklärt wurde.
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