Grenzgänger
Der Rotmilan bevorzugt als Lebensraum eine ganz charakteristische Landschaft, in der sich kleinere Wälder, Feldgehölze und Baumreihen als Brutplätze mit ausgedehnten Wiesen- und Ackerflächen zur Nahrungssuche abwechseln. Oft brütet er als Grenzgänger am geschützten Waldrand und sucht seine Nahrung in den angrenzenden Wiesen und Äckern.
Ein harmloser Greifvogel:
Mäuse, Regenwürmer und andere Kleinigkeiten
Der Rotmilan nimmt, was er kriegen kann. Er nutzt ein sehr breites Nahrungsspektrum, wobei er im Gegensatz zu anderen Greifvögeln körperlich nicht in der Lage ist, größere Beutetiere ab Hühner- oder Hasengröße zu fassen und zu töten. Seine Hauptbeute besteht daher vor allem aus Mäusen, Aas und im Frühjahr oft sogar Regenwürmern – „harmloser“ kann ein Greifvogel kaum sein. Größere Beutetiere jagt er meist anderen Greifen ab oder sammelt sie als Verkehrsopfer. Häufig ist er auch über Mülldeponien zu sehen, wo er Abfälle aufnimmt oder Kleinsäuger und Insekten jagt.
Meister im Energiesparen
Der Rotmilan verbringt mehrere Stunden pro Tag mit der Nahrungssuche. Dabei kreist er meist langsam, ausdauernd und sehr elegant in Höhen von 10 bis 200 Metern über Wiesen und Äckern. Währenddessen sucht er den Boden nach Beute ab, die er nach eindrucksvollen Sturzflügen oft im Flug aufnimmt. Der Ortswechsel zwischen den Nahrungsgebieten oder von dort zum Brutplatz beginnt als auffälliges Kreisen in der Thermik, in dessen Verlauf sich Rotmilane in mehrere hundert Meter Höhe tragen lassen. Von dort gleiten sie oft ohne Flügelschlag als Meister im Energiesparen bis zum Zielort.
Gesellige Einzelgänger?
Während der Brutzeit vertreiben Rotmilane Artgenossen entschlossen aus ihrem Brutgebiet, um die vorhandene Nahrung für ihren Nachwuchs zu sichern. Nach Abschluss der Brut schließen sie sich aber gerne zu Schlafplatz-Gesellschaften von manchmal mehr als 200 Vögeln zusammen. Die Tiere wechseln dabei oft zwischen mehreren Schlafplätzen, so dass in den einzelnen Gesellschaften stets eine Dynamik zu verzeichnen ist. Auch während der Brutzeit gibt es Ansammlungen in der Nähe ergiebiger Nahrungsquellen.
Hoch hinaus: Flughöhen von über 1.000 m
Während der Nahrungssuche fliegen Rotmilane meist zwischen 10 und 200 Meter hoch. Im Spätsommer und Herbst werden oft Flughöhen von bis zu 500 Meter beobachtet, und selbst zur Brutzeit sind 1.000 Meter Flughöhe möglich. Bei den Balzspielen ergeben sich Höhen von 50 bis 200 m. Für den Zug wird eine durchschnittliche Flughöhe von 100 bis 300 m angegeben.
Nur wenige Methusalems
Der älteste bisher im Freiland nachgewiesene Rotmilan wurde knapp 30 Jahre alt. In Zoohaltungen sind 33 Jahre erreicht worden. Im Untersuchungsgebiet wurde bei Fritzlar im Mai 2007 ein Rotmilan gefunden, der 26 Jahre zuvor als Jungvogel bei Halle beringt wurde. Allerdings sterben die meisten Milane viel früher durch illegale Verfolgung (vor allem im Winterquartier und auf dem Zugweg, aber auch in Deutschland) oder an Windenergieanlagen, Stromleitungen oder im Straßenverkehr, so dass pro Jahr fast die Hälfte der Vögel umkommt.
Auch ein Greifvogel hat Feinde
Viele Brutverluste entstehen durch Horstabstürze während starkem Sturm oder durch ungewollte Störungen durch Menschen, die sich unbeabsichtigt im Rahmen ihrer Freizeit oder bei Forstarbeiten zu dicht an Milanhorsten aufhalten. Auch Marder oder Waschbär sowie Habicht, Uhu, Seeadler und Rabenkrähe führen zu Verlusten.
Eine zentrale Rolle bei den Bestandsverlusten spielen illegale Bejagung und Auslegen von Giftködern, vorrangig in Frankreich und Spanien, offenbar deutlich zunehmend aber mittlerweile auch in verschiedenen Gegenden Deutschlands.
Eine weitere wesentliche Gefährdung besteht im Rückgang des Nahrungsangebotes durch intensive Landbewirtschaftung als Folge von verengter Fruchtfolge und der Abnahme von Mäusepopulationen sowie anderer Nahrungstiere.
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