Besenderung von Harry in 2012
Am 20.06.12 wurde Rotmilan Harry im Wildpark Knüll im Schwalm-Eder-Kreis mit einem GPS-Satellitensender ausgestattet. Er war der erste Vogel, der im Rahmen des Projektes 2012 einen Sender bekam. Der Brutplatz ist schon seit mindestens 15 Jahren besetzt und der Horst befindet sich am Rande des Wolfsgeheges in einer hohen Buche – kein schlechter Platz für einen Vogel, der auch von Aas und Fraßresten lebt. In 2012 zog Harry hier mit seiner Partnerin drei Jungvögel groß , die im Juni auch beringt und jeweils mit Flügelmarken (Nr. 843 – 845) versehen wurden.
Auch ein langjährig bewohnter Horst wie dieser ist nicht in jedem Jahr von denselben Rotmilanen wie im Vorjahr besetzt, wie die Geschichte dieses Brutplatzes zeigt. Im Sommer 2008 wurde hier am selben Horst schon einmal ein Rotmilan besendert und damals auf den Namen Leonardo getauft. Als einziger der ersten Generation der Projektvögel kam er unbeschadet aus dem Winterquartier zurück und zog Junge auf. Dann kollidierte er allerdings im September 2009 in der Nähe seines Brutplatzes mit einem Auto und starb. Ohne die Telemetriedaten wären weder Leonardos Überreste gefunden, noch erkannt worden, dass es sich bei dem im nächsten Jahr hier eingetroffenen Männchen um einen anderen Vogel handelt.
Herbstzug 2012
Harry zog schon sehr zeitig am 23.09.2012 um 11 Uhr aus seinem Brutgebiet ab und machte sich in südwestliche Richtung auf. Zunächst verweilte er noch einen Tag im Schröcker Feld bei Marburg, verließ Deutschland dann aber auf dem kürzesten Weg. Über Marburg, Gießen und Limburg erreichte er am 30.09.2012 um 16 Uhr die Grenze zu Frankreich, das er ohne längere Verweildauer überflog. Am 12.10. erreichte er die Pyrenäen und überflog diese innerhalb eines Tages. In Spanien angekommen wandte er sich zunächst bis in die Nähe von Burgos in westliche Richtung, um von dort zielstrebig weiter nach Südwesten zu fliegen. Als nächstes überflog Harry die Provinz Salamanca und die Extremadura und erreichte nach 25 Tagen und 1865 Kilometern Flugstrecke sein Winterquartier in der Provinz Badajoz in der Nähe von Montijo.
Winterquartier 2012/2013
Harry konnte am 16.12.2012 vom Projektteam live beim Schlafplatzanflug beobachtet werden. In der Abenddämmerung versammelten sich mit ihm insgesamt 82 Rotmilane, darunter erstaunlicherweise noch ein weiterer, an seiner Flügelmarke kenntliche Vogel aus dem Schwalm-Eder-Kreis. Der vorjährige Vogel wurde 2011 in nur 3 Kilometer Entfernung von Harrys Horst erbrütet!
Die Rotmilane übernachteten in einer kleinen Gruppe von alten Eukalyptusbäumen innerhalb einer großflächigen Olivenplantage. Skurilerweise flog Harry fast jeden Tag in eine 25 Kilometer entfernte Aue mit viel Mais- und Getreideanbau. Dies war vollkommen unerwartet, denn auch in Harrys Schlafplatzumgebung konnten wir tagsüber regelmäßig Milane, Mönchs- und Gänsegeier beobachten – eigentlich dürfte es an Nahrung dort nicht gemangelt haben.
Frühjahrszug 2013
Harry machte sich am 11.02.2013 um 11 Uhr auf den Heimweg, der anders als beim Herbstzug auf direktem Weg durch Spanien führte. Dennoch überquerte er die Pyrenäen am exakt gleichen Ort wie während des Herbstzuges. Am 05.03.13 kam der Vogel im Spessart an; dort wurde er sehr wahrscheinlich von einer Schlechtwetterfront überrascht und flog daher erst einmal wieder etwas südöstlich nach Baden-Württemberg. Am 09.03. startete er zu seiner letzten Etappe ins Brutgebiet und erreichte noch am selben Tag gegen 19 Uhr sein altes Brutgebiet.
Brutsaison 2013
Als Brutvogel des Mittelgebirges Knüll hatte es Harry wie auch Hagrid in diesem Jahr besonders schwer. Bis Mitte April herrschte im Knüll noch Winter mit geschlossener Schneedecke, so dass es bei Harry dieses Jahr wie bei vielen anderen Milanen auch nicht zur Brut kam.
Harry blieb aber die gesamt Brutzeit in seinem Revier und flog nicht zu einem Sammelplatz von Rotmilanen mit aufgegebener oder nicht begonnenner Brut. So markierte er sein Brutgebiet als “weiterhin besetzt”, um jüngere Milane auf der Suche nach einem eigenen Brutplatz fern zu halten. Auffällig war aber, dass er sein Streifgebiet gegenüber dem Vorjahr von Juli bis September deutlich vergrößerte. Teilweise übernahm er Ausflüge in Gebiete, die bis zu 13 Kilometer vom Horst entfernt lagen.
Aktuelle Aufenthaltsorte
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